„Wie überlebt man den Vulkanbesuch?“ – Artikel im Eurowings-Boardmagazing
WINGS Das Magazin von Eurowings – Ausgabe September/Oktober 2021, S. 52-56
Den original Artikel können Sie hier als PDF lesen: » WINGS Magazin Ausgabe September/Oktober 2021, Seite 52-56 (PDF 2 MB)
Wie überlebt man den Vulkanbesuch?
800 Jahre lang hat er geschlummert, seit März spuckt dieser Vulkan auf Island wieder Feuer. Ein Geologe erklärt, wie man sich beim Besuch nicht die Augenbrauen versengt
Geologe Florian Becker besteigt seit den 1990er-Jahren mit Feuereifer aktive Vulkane. Mehr als hundertmal war er schon auf Bergen, aus denen es raucht und grummelt. Mit seinem Reiseunternehmen Vulkankultour hat er sich 2005 einen Lebenstraum erfüllt und seine Begeisterung für dieses Naturphänomen zum Beruf gemacht. Jetzt leitet er regelmäßig Touren in Italien, Island und den Azoren. So kam es, dass er beim Ausbruch des Fagradalsfjall im März zufällig gerade in Island war und diesen live miterleben konnte. „Ein Lottotreffer“, schwärmt er. „Aus etwa 150 Metern den aktiven Kegel zu sehen, wenige Meter neben den Lavaströmen zu stehen, die Hitze zu spüren, das war einfach phänomenal.“ Inzwischen sind tausende dem Vulkan auf den Krater gerückt, haben schwefelhaltige Luft geschnuppert, mehr oder weniger riskante Selies gemacht und sogar Marshmallows gegrillt. Wer selbst auf Lavastromschau gehen möchte, erhält hier ein paar Tipps.
1. Auf die Profis hören
Der Fagradalsfjall ist von der nächsten Straße auf gut angelegten Wanderwegen in nur 90 Minuten Fußmarsch zu erreichen. Trotzdem ist ein Vulkan eben nicht wie ein sanfter Hügel in der Eifel. Der isländische Zivilschutz überwacht das Gebiet und hat an gefährlichen Stellen auch no go areas abgesteckt. Florian Becker rät, „sich an die Vorgaben des Zivilschutzes zu halten … und keine unerlaubten Alleingänge zu machen.“ Bei Bedarf geben die Beamten auch Rat, von wo aus man den Ausbruch am besten und sichersten anschauen kann.
2. Flipflops zu hause lassen
Der Vulkan liegt in kargem, bergigem Terrain, eine Autostunde südlich von Reykjavík. Ein Besuch dort ist kein Strandspaziergang. „Gute Wanderschuhe und vernünftige Kleidung sind das A und O“, sagt Becker. Auch Wanderstöcke können nützlich sein. Ein Helm oder eine Atemschutzausrüstung werden jedoch nicht benötigt.
3. Vorsicht beim Selfies machen
Glühendes Felsgestein inmitten einer Mondlandschaft – das ist top Selfieematerial. „Es gibt Vulkane, die brechen sanft aus“, erklärt Becker. So auch der Fagradalsfjall. Trotzdem gilt: Lava betreten verboten. Auch wenn diese oberflächlich erkaltet ist, kann unter der Kruste noch immer 1.000 Grad heißes Flüssiggestein brodeln.
4. Gefahr nicht unterschätzen
Die Eruption des Fagradalsfjall war anfänglich die kleinste, die es bis dahin in Island gab. Becker sagt, Geologen klassifizieren den Berg als „niederexplosiv“. Zwar spektakulär, aber elativ sicher: eine klassische tourist eruption. So nennen es zumindest die Isländer, sagt Becker. Nun sei aus dem „Vulkanbaby“, so Becker, aber ein „pubertierender Jüngling“ geworden. Und der ist etwas unberechenbarer.
5. Keine Würstchen grillen
Quadratkilometerweise Glut scheint bei manchen sofort Heißhunger auf Gegrilltes auszulösen. Hier Marshmallows zu rösten sei nicht unbedingt riskant, meint Becker, aber: „Ich ersönlich mag solche Aktionen nicht so gern.“
Mehr Infos über Florian Beckers Touren gibt es auf seiner Webseite VULKANKULTOUR.DE